Bösartige Penistumoren sind in etwa 95% der Fälle Plattenepithelkarzinome, die von der oberflächlichen Zellschicht der Haut oder Schleimhaut ausgehen. Die übrigen 5% sind maligne Melanome, Basaliome, Sarkome sowie andere seltene Weichteiltumoren.
Das Plattenepithelkarzinom des Penis entwickelt sich vorzugsweise an der Eichel oder der Vorhaut, kann aber auch auf den Penisschaft und benachbarte Strukturen übergreifen.
Die folgenden Ausführungen sollen nur das Plattenepithelkarzinom als häufigste Form des bösartigen Penistumors abhandeln.
Peniskarzinom
Häufigkeit
Der häufigste maligne (bösartige) Tumor am männlichen Glied ist das Plattenepithelkarzinom des Penis. Mit etwa 600 Neuerkrankungen in Deutschland handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die nur rund 0,5 % aller malignen Erkrankungen bei Männern ausmacht. Der Altersgipfel dieser Tumoren liegt im 6. Lebensjahrzehnt. Während das Peniskarzinom in westlichen Industrieländern eine seltene Erkrankung darstellt, ist es in einigen Entwicklungsländern ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem.
Ursachen
Häufigste Ursache sind chronische und wiederkehrende Infektionen an der Eichel oder der Vorhaut auf dem Boden einer mangelnden Hygiene. Begünstigt wird dieser Zustand durch eine Vorhautverengung (Phimose). Im Gegensatz dazu ist ein Peniskarzinom bei beschnittenen Männern eine Rarität. Allerdings führt nur eine im Kleinkindalter durchgeführte Beschneidung zu einer effektiven Senkung des Tumorrisikos. Ebenso konnte in mehreren Studien der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) - insbesondere der Subtypen 16 & 18 - und dem Peniskarzinom nachgewiesen werden.
Symptome
Frühzeitige Symptome wie Rötungen oder Beläge an Eichel und Vorhaut sind uncharakteristisch und können auch entzündlich bedingt sein. Dadurch werden sie häufig übersehen oder ignoriert. Ebenso können sie unter einer Vorhautverengung versteckt sein. Typisch sind Rötungen und Geschwüre, die sich trotz lokaler Therapie nicht bessern bzw. knötchenartige Veränderungen oder Verhärtungen, anfangs meist an der Eichel oder der Vorhaut. Fortgeschrittene Tumoren sind von warzenförmigem bis blumenkohlartigem Wuchs gekennzeichnet und können zu Blutungen neigen. Möglicherweise liegen dann auch tastbar verhärtete Leistenlymphknoten vor. Handelt es sich dabei um Lymphknotenmetastasen, kann der Lymphabfluss aus den Beinen behindert werden. Dies wiederum führt zu einer Schwellung des Beines - einem so genannten Lymphödem.
Diagnostik
Am Beginn der Diagnostik steht die klinische Untersuchung des Genitales. Während zottige oder warzenförmige Plattenepithelkarzinome bereits durch ihr äußeres Erscheinungsbild relativ leicht von gutartigen Veränderungen unterschieden werden können, ist dies für flache Haut- und Schleimhautveränderungen oft schwierig. Darüber hinaus können gutartige und bösartige Veränderungen direkt nebeneinander auftreten. Daher sollte die Diagnosesicherung im Zweifelsfall durch eine Gewebeprobe oder Entfernung des gesamten Herdes am Glied und mikroskopische Untersuchung des gewonnen Materials erfolgen. Gleichzeitig kann dabei eine Untersuchung auf humane Papillomaviren und deren Typisierung durchgeführt werden.
Für die Diagnostik von Lymphknoten- und Fernmetastasen stehen wie bei anderen Tumorerkrankungen die bildgebenden Verfahren mit Sonographie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) sowie Positronenemissionstomographie (PET-CT) zur Verfügung.
Therapie
Bei Frühbefunden kann eine lokale Tumorentfernung, gegebenenfalls ergänzt durch eine Laserbehandlung ausreichend sein. Bei lokal fortgeschrittenen Befunden ist eine Teilentfernung des Penis erforderlich. Hat der Tumor hingegen bereits Nachbarstrukturen infiltriert, muss eine komplette Entfernung des Gliedes sowie der betroffenen Strukturen erfolgen. Unter Umständen ist die Neuanlage der Harnröhrenöffnung im Dammbereich notwendig. Infiltriert der Tumor tiefere Gewebsschichten steigt das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung deutlich an. In vielen Fällen ist dann eine Entfernung der Lymphknoten im Leistenbereich beidseits, eventuell auch der Lymphknoten im Becken erforderlich.
In bestimmten Fällen kann eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen.
Eine Chemotherapie kann bei bereits erfolgter Fernmetastasierung hilfreich sein. Wann und ob eine Chemotherapie einzuleiten ist, stellt immer eine individuelle Entscheidung dar, die nur von einem in der Behandlung von Peniskarzinomen erfahrenen Zentrum getroffen werden kann.
Die Urologische Universitätsklinik Jena bietet das gesamte Behandlungsspektrum des Peniskarzinoms an.
Stadieneinteilung
Wie bei anderen Tumorerkrankungen wird anhand der Ausbreitung des Tumorleidens eine Stadieneinteilung nach dem sogenannten TNM-System vorgenommen. Entscheidende Kriterien hierbei sind die Ausdehnung des Tumors am Penis (T) und ob bereits Lymphknoten- (N) oder Fernmetastasen (M) nachweisbar sind. Der Malignitätsgrad (G) wird vom Pathologen nach mikroskopischer Beurteilung des Tumorgewebes bestimmt. Letzterer stellt eine Ergänzung zum TNM-System dar und ist ein Maß für die Aggressivität des Tumors.
Prognose
Das Peniskarzinom hat im Frühstadium als lokal begrenzter Tumor ohne Metastasen die besten Heilungschancen. Hier liegen die 5- Jahres-Überlebensrate ca. 90%. Wenn eine Metastasierung in die Leistenlymphknoten hinzukommt, sinkt die 5-Jahres-Überlebensrate auf ca. 80%, und sie liegt unter 20% wenn weiter entfernte Lymphknoten oder Organe befallen sind. Die teilweise oder vollständige Penisentfernung sowie die Lymphknotenentfernung stellen einen großen Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen dar.
Prophylaxe
Zur Prophylaxe eines Plattenepithelkarzinoms am Penis ist eine sorgfältige Genital- und Sexualhygiene erforderlich. Ebenso ist jedem Mann eine regelmäßige Selbstuntersuchung zu empfehlen. Bei Vorhautverengung ist eine Zirkumzision anzustreben. Darüber hinaus sollten von jedem Mann ab dem 45. Lebensjahr zumindest die von den Krankenkassen getragenen Krebsvorsorgeuntersuchungen bei einem Urologen wahrgenommen werden.